Das teuerste Pferd der Welt

Zehn Millionen Euro: soviel Geld hatte der niedersächsische Unternehmer Paul Schockemöhle im Jahr 2010 für das Dressurpferd Totilas in die Niederlande überwiesen. Die Summe war bis dahin die höchste, die für ein Reitpferd in einer olympischen Disziplin bezahlt worden war.

Diesen Rekord stellte 2013 das Springpferd Palloubet d´Halong ein, der für geschätzte elf Millionen Euro den Besitzer wechselte. Das derzeit talentierteste Springpferd der Welt holte mit der schweizerischen Reiterin Janika Sprunger 2012 Platz zwei beim Großen Preis von Aachen. Seit letztem Jahr sitzt die Australierin Edwina Alexander-Tops im Sattel.

Während das nunmehr nur zweitteuerste Pferd der Welt einen beträchtlichen Teil der Kaufsumme durch den Verkauf seines Samens für Zuchtzwecke einspielte, konnten Totilas und sein Dressurreiter Matthias Alexander Rath sportlich nicht punkten. Aufgrund einer Verletzung nahm das Team seit den Deutschen Meisterschaften 2012 nicht an Wettkämpfen teil.

Ob der zehnjährige Palloubet d´Halong dem Druck gewachsen und sein Geld wert ist, wird sich noch zeigen. Eine teilweise Refinanzierung durch den Verkauf von Zuchtsamen ist jedenfalls ausgeschlossen: Das Springpferd ist ein Wallach und damit kastriert.

Vielseitigkeitsreiten

Die Vielseitigkeitsprüfung, kurz Vielseitigkeit, ist eine Disziplin im Pferdesport. Sie besteht aus drei Teilen, die an drei aufeinanderfolgenden Tagen absolviert werden. Die Kombination aus Dressur, Geländeritt und Parcourreiten stellt damit den „Mehrkampf“ im Reitsport dar. Weitere Bezeichnungen sind „Military“, „Eventing“ (engl.) oder „Concours Complet“ (franz.)

Herkunft

Wie der Name „Military“ sagt, entstand die Kombinationssportart aus dem Militärwesen. Die Ausbildung in den drei Disziplinen wurde in einer abschließenden Prüfung der Kavallerie abgefragt. Geprüft wurden nicht nur die antretenden Reiter. Zugleich war diese Leistungsprüfung auch für die Zucht von Militärpferden bedeutsam.

Internationale Wettkämpfe

Seit 1912 ist das Vielseitigkeitsreiten neben Dressur und Springen bis heute die dritte olympische Reitsportart. Bei der Premiere in Stockholm waren zunächst ausschließlich Offiziere zugelassen. Seit 1920 konnten auch sogenannte „Herrenreiter“ an den Spielen teilnehmen. Frauen beteiligen sich seit 1964.
Seit 1990 werden zudem im Vierjahresrhythmus die Weltreiterspiele ausgetragen.
In Europa finden seit 1953 zweijährlich die Europameisterschaften im Vielseitigkeitsreiten statt. Vergleichbare internationale Wettkämpfe in dieser Disziplin werden in Amerika und in Asien durchgeführt.

Kurzprüfung und große Vielseitigkeitsprüfung

Generell unterscheidet man bei Turnieren zwischen Kurzprüfungen (international: CIC) und „großen“ Vielseitigkeitsprüfungen (international: CCI). Bei letzteren ist der Geländeteil erheblich ausgebaut. Dazu gibt es bei internationalen Wettkämpfen zu Beginn und nach der Geländeprüfung eine Verfassungsprüfung, bei der der gesundheitliche Zustand des Pferdes überprüft wird. Ist dieser z. B. aufgrund einer Verletzung oder sichtbarer Überforderung kritisch, wird das Tier – zum eigenen Schutz – aus dem Wettbewerb ausgeschlossen.

Beide Varianten der Vielseitigkeitsprüfung beginnen am ersten Tag mit der Dressur. Hier soll das Pferd möglichst losgelassen, durchlässig und gehorsam präsentiert werden.
Am darauffolgenden Tag steht die Geländeprüfung an. Auf verschiedenen Streckenabschnitten müssen Pferd und Reiter anspruchsvolle natürliche und konstruierte Hindernisse überwinden. Daneben gilt es, Querfeldein- sowie Rennstrecken zu meistern. Mut, Ausdauer und Gehorsam sind für diese zentrale Teilprüfung unabdingbar, etwa, wenn wenn das Pferd einen einen sehr schmalen Sprung überwinden muss, obwohl es bequem an einer Seite vorbeigehen könnte, ohne die Strecke zu verlassen.
Den Abschluss der Vielseitigkeitsprüfung bildet das Parcoursspringen am dritten Tag.

Wertung

Die Gesamtwertung einer Vielseitigkeitsprüfung erfolgt nach Fehlerpunkten. Je niedriger am Ende die Fehlerquote ausfällt, desto besser. Strafpunkte werden für Zeit- und Hindernisfehler vergeben, z.B. für das Verweigern oder Vorbeilaufen an einem Hindernis. Stürzt ein Pferd, führt dies zum sofortigen Ausschluss aus dem Wettbewerb.
Bei internationalen Turnieren bzw. bei den Olympischen Spielen dürfen pro Land (bzw. NOK) vier oder fünf Paare starten. Die jeweils drei besten Einzelergebnisse werden am Schluss als Mannschaftsergebnis gewertet.

Sicherheit, Kleidung und Ausrüstung

Wegen wiederholt schwerer Unfälle und sogar Todesfällen von Reitern und Pferden ist die Vielseitigkeitsprüfung umstritten. Besonders der anspruchsvolle und harte Geländeritt bringt die Pferde nicht nur an, sondern auch über ihre Grenzen.
Die Sportverbände bemühen sich darum, die Sicherheit von Pferden und auch Reitern zu verbessern. So wurde der Geländeteil bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen stark gekürzt.

Kleidung und Ausrüstung

In den Disziplinen Dressur und Springen tragen die Athleten bestimmte Anzüge (bei der Dressur ist dies ein Frack).
Die Kleidung bei der Geländestrecke besteht neben Stiefeln aus einer Sicherheits-/Sturzweste, einem Helm und einer sogenannten Medical Card (mit den wichtigsten Informationen für eine medizinische Notversorgung).
Dem Schutz der Pferde soll die maximal erlaubte Länge des Sporendorns von 3,5 Zentimetern dienen. Die Beine der Tiere werden mit Gamaschen und zusätzlich mit einer Art Vaseline vor oberflächlichen Verletzungen geschützt.

Pferde

Nur Pferde, die entsprechend umfassend ausgebildet sind und eine enge Bindung an den Reiter haben, können an dem vielseitigen und teilweise sehr strapaziösen Sport teilnehmen. Essentiell sind Rittigkeit, Verlässlichkeit, Konzentrationsfähigkeit, Athletik, Mut und Leistungsbereitschaft. Das Exterieur muss belastbar sein.

In den unteren Klassen eignen sich generell Pferde der meisten Rassen. In den höheren Klassen findet man vor allem Warm- oder Vollblüter.